Warum sind neue Wege schwer?

neuer Weg führt in einen mystischen Wald

Immer wieder steht es an: wir müssen Neuland beschreiten, neue Wege gehen. Für mich bedeutet dies aktuell, Dinge, die mir lieb und teuer geworden sind, zurück zu lassen. Dinge wie den Gedanken der Heidenakademie: Ein Ort, an dem man Lernen kann, ohne Gurus oder Scharlatanen im Heidentum aufzusitzen. Ihr gilt es nun, den Rücken dem kehren, obwohl ich ihr vorher so viel Zeit und Energie gewidmet habe.

Ist es Angst, die mich zögern lässt, neue Pfade zu beschreiten? Ja, es ist Angst.
Es ist die Angst, zu scheitern. Es ist die Angst vor dem Unbekannten. Wo wird dieser Weg hinführen? Wird er vielleicht noch steiler? Habe ich womöglich nicht das richtige Schuhwerk?
Es ist also wohl der Klassiker, der uns davon abhält, neue Wege zu beschreiten: die große Angst vor dem Unbekannten.

Neuer Weg führt in einen mystischen Wald. Neue Wege faszinieren und verängstigen
Wohin führt mich dieser neue Weg? Führt er mich tiefer in den Wald? Aus ihm hinaus? Oder endet er gar blind, ist nichts weiter als ein Holzweg?

Mein Großvater war ein weiser Mann, und er sagte immer: Angst ist ein schlechter Berater. Er hat recht. Lassen wir uns von der Angst führen, igeln wir uns ein, verkriechen uns hinter dern Mauern und lassen nichts neues mehr an uns ran – es könnte uns ja schädigen.
Dabei sollten wir doch froh sein, wenn der Weg steiler wird, denn so kommen wir mehr in Übung. Und wenn das Schuhwerk nicht passt, erhalte ich die wunderschöne Erfahrung, vielleicht Barfuß den Weg ganz neu wahrzunehmen.

Neue Wege bieten neue Ziele!

Und schaue ich in meine Vergangenheit, so sehe ich, dass die Zeiten mit den größten Unsicherheiten den Zeiten mit der größten persönlichen Entwicklung stets vorangegangen sind.
Somit ist es an der Zeit, mir selbst zu sagen: „schreite voran, lass den alten Pfad hinter Dir und suche Dir einen neuen.“

Und wenn Du mich begleiten möchtest, dann nehme Dir einen Stab und wandere mit, denn gemeinsam wandert es sich immer am schönsten!

Die Götter mit Dir,

Dein Wanderer Yr Wyddfa

Keine Zeit zu haben ist unehrlich – in Magie und in der Welt

Letzte Woche hatte ich keine Zeit für meine wöchentliche Versenkung und der Kontaktaufnahme mit Dana, Göttin der Erde. Die Woche war turbulent, es gab unglaublich viel zu tun. Am Ende war ich froh, einfach nur ins Bett fallen zu können. Schlechtes Gewissen inklusive.

Immerhin habe ich den Göttern doch einen Eid geleistet. Ich bin für sie da, ich stehe für sie ein. Ich bin ein Neodruide, dessen Aufgabe es ist, ihr zu dienen. Und doch schaffe ich es nicht mal, mir Zeit für sie zu nehmen.

Gestern hat mir Dana in meiner Meditation ein Bild geschickt. Es war das Bild eines Füllhorns. Sie gab es mir in die Arme. Es war ganz leicht. Dann begann sie, es mit Obst zu füllen. Äpfel, Trauben, Hollerbeeren, aber auch Erdbeeren kamen hinein. Dann Spitzwegerich, Sauerampfer, verschiedene Getreide, Pflaumen, Kirschen und Steckrüben. Nach und nach wurde das Füllhorn schwerer und voller. Letztlich begannen sogar einzelne Getreidekörner und später dann ganze Steckrüben heraus zu fallen. Meine Arme wurden schwer. Dann begannen sie sogar zu zittern. Zum Schluss konnte ich das Füllhorn nicht mehr halten. Es fiel mir aus den Händen und alle heiligen Gaben landeten auf dem Boden.

Mein offensichtliches Scheitern bedrückte mich schwer. Dana aber sah mich an, lächelte und nickte. Dann kamen Tiere von überall her und begannen, sich am Festschmaus zu beteiligen.

Keine Zeit der Welt kann die Schönheit und Fülle eines Füllhorns ersetzen.
Ein Füllhorn kann für weit mehr als Reichtum gelten. Keine Zeit der Welt kann die Gaben ersetzen, die es trägt.

Danas Lehre über den Irrtum, keine Zeit zu haben.

Mehrere Dinge wollte mir Dana damit sagen – das ist ganz typisch für sie. Denn alle Dinge haben viele Facetten. Eine Facette dieser Vision war das Füllhorn. Es sagte mir, dass ich meiner Aufgabe als Druide nachkomme. Ich empfange die Gaben der Götter und trage zur Ernte bei. Das bedeutet für mich, dass ich meine Arbeit für die Energien dieser Welt tätige. Eine weitere Ebene sind meine Arme. Ich kann nicht alles tragen, was ins Füllhorn müsste. So sehr ich mich bemühe, meine Kraft reicht nicht aus. Die dritte Ebene sind die Tiere. Sie nehmen die Gaben an, kümmern sich auf ihre Art um sie. Es ist also gar nicht schlimm, nicht alles tragen zu können.

Danas Konzept von Zeit ist ein ganz anderes als meines. Denke ich in Zeitabschnitten, so denkt sie in Zeitaltern. Deshalb sollten wir uns diesen Gedanken im Hinterkopf behalten, damit wir die Interpretation noch mal betrachten können:

Für sie gilt nur die das Ergebnis. Ich konnte das Füllhorn nicht halten. Ich hatte nicht ausreichend Energie dafür. Die Zeit mag eine Rolle spielen. Je länger ich wartete, desto voller wurde das Füllhorn. Und doch war es meine fehlende Kraft, meine fehlende Energie, die mich scheitern ließ.

Auf dieser Ebene verstehen wir uns auch. Denn ein Mangel an Energie gibt es immer und überall. Sie ist ja schließlich nie gleich verteilt. Und daher bekam ich auch wohl die Tiere mit gesandt. Dana sagte mir: Es ist in Ordnung, mal keine Energie zu haben. Das kenne ich.

Keine Zeit zum Ausruhen? Diese beiden Hängematten überzeugen vom Gegenteil. Hier kann man zwischen den Bäumen Kraft tanken
Energie tanken …

Was ich daraus für mein weltliches Dasein mitnehme

Wenn wir an einem Projekt nicht mitmachen wollen, uns das Gespräch mit dem Nachbarn zu viel wird oder wir mehr Raum für uns brauchen, sprechen wir gern davon, dass wir keine Zeit haben. Dieser Spruch ist gemeinhin akzeptiert und wird – mal mehr, mal weniger – verstanden. Doch im sozialen Umfeld wird es dann schon schwierig. Hier poste ich in den sozialen Medien Kommentare über die neueste Staffel meiner Lieblingsserie. Dort erzähle ich von meinem neuesten Hobby. Und prompt gibt es Menschen, die nicht mehr gut auf mich zu sprechen sind. Warum? Nun, einerseits habe ich keine Zeit, um für sie da zu sein. Andererseits habe ich aber Zeit genug für Dinge, die nicht wichtig sind.

Andererseits finden es viele befremdlich, dass man sagt: „Mir reicht die Energie nicht!“. Da denkt jeder sofort an Burnout, was nichts anderes ist als eine Depression. Die richtige Wortwahl zu treffen kann hier also schwer sein. Ob ein „Das schaffe ich (heute) nicht!“ oder ein „Ich muss heute Abend meinen inneren Akku aufladen!“ besser ist, hängt von der Situation und den Leuten ab. Einfluss darauf, wie es dann ankommt, haben wir eh kaum. Dafür aber haben wir Einfluss darauf, wie wir das Handeln anderer sehen. Wenn ich selbst abgewiesen werde, kann ich umdenken.

Ein Beispiel

Nehmen wir das Beispiel von eben. Ich möchte, dass eine Bekannte an einem Tierschutzprojekt mit macht. Sie sagt, sie habe keine Zeit für so etwas. Dann aber sehe ich, wie sie im Netz postet, wie sie stundenlang shoppen war. Sehe ich die Zeit und die genaue Aussage von ihr, dann ärgere ich mich. Mache ich mir stattdessen aber klar, was sie mir eigentlich mitteilte, wird es einfacher für mich. Sie sagte mir nämlich nicht, dass sie keine Zeit hat. Sie sagte mir vielmehr, dass Ihre Akkus leer sind und sie keine Kraft für ein solches Projekt hat. Die Shopping-Tour lädt ihre Akkus wieder auf.

Diese Sichtweise hilft mir, mit meinen Mitmenschen entspannter umzugehen. Je genauer ich sie mir betrachte, desto mehr verstehe ich es. Viele Dinge, die mich an meinen Mitmenschen ärgert, dienen dazu, dass sie mit Ihrer Energie haushalten können. Dieses Wissen macht die Situationen zwar nicht einfach. Das Tierschutzprojekt aus dem Beispiel braucht weiterhin Hilfe. Aber es macht es mir selbst einfacher. Ich muss nämlich weniger Energie aufwenden, mich über meine Mitmenschen zu ärgern.

In diesem Sinne: Danke Dana für das Füllhorn!

Die Heidenakademie schließt

Die Heidenakademie startete mit einer großartigen Idee. Im heutigen Heidentum, in dem immer noch über Scharlatane geschimpft wird. In einer Welt, in dem es immer noch Individuen, gibt welche die Suche nach ihrer Spiritualität ausnutzen, um Abhängigkeiten zu erzeugen.

Das Logo der Heidenakademie
Ein grünender Baum, der gedeiht. Wurzeln der heidnischen Richtungen, die sich ineinander verflechten, um einen starken Stamm zu stützen.

In dieser Welt wollten wir etwas schaffen. Wir wollten einen Ort schaffen, in dem man sich als Heide sicher fühlen kann. Ein Ort, an dem man lernen kann und der Kurse anbietet. Ein Ort, wo man sich sicher sein kann, dass es mit rechten Dingen zugeht. Hintergedanke war, dass sich die etablierten Gruppen und Vereine zusammentun und sich gegenseitig kontrollieren. Das ist ein Prozess, der in der Wissenschaft „Peer-to-Peer-Review“ genannt wird. Dort führt er dazu, dass zum Schluss etwas qualitativ hochwertiges heraus kommt.

Gleichzeitig sollte die Heidenakademie ein sicherer Hafen werden. Dort sollten sich Heiden austauschen können, die sich teilweise nicht exponieren können. Wenn sie z.B. für einen kirchlichen Träger arbeiten, gefahrlos online treffen und austauschen können, ohne Angst zu haben ihren Job zu verlieren.

Großes Anfangsinteresse

Das Interesse war groß und schon in der ersten Test- und Aufbauphase wollten weit mehr als hundert Heiden teilhaben. Und da hatten wir quasi fast noch nichts.

Angemeldet hatten sich dann 75. Das war für uns, die wir aus den 90er Jahren noch mit Gruppen von maximal 20 Personen gearbeitet haben, wirklich überraschend. Es hat uns angetrieben, viele Möglichkeiten zu bieten.

Allerdings machten wir von Anfang an klar, dass alle mit anpacken müssen. Wir müssten Kontakte aufbauen und auch die ein oder andere gegenseitige Misstrauenshürde überwinden. Ich denke immer noch, wir hätten es schaffen können.

Doch leider blieb nach der ersten Euphorie die ganze Arbeit – und auch die Kosten – auf sehr, sehr wenigen Schultern liegen. Das führte zum Stocken der Entwicklung und führte letztlich dazu, dass Interesse erstarb.

Sprich: Es lief im Prinzip so, wie es im Heidentum häufig läuft. Hohe Anfangserwartung, aber niemand will wirklich etwas machen, und letztlich schläft das Projekt ein. Gewonnen haben nur die Unkenrufer. Die freuen sich, weil sie wieder mal recht hatten.

Ebenso starben schon der heidnische Dachverband, die Verdandihilfe, die Printversion des Kessels und viele andere tolle und ambitionierte Projekte.

Auf der anderen Seite wachsen die etablierten Vereinigungen und Vereine. Das wiederum ist ein gutes Zeichen für das Heidentum, zeigt aber, dass kreative Ideen selbst im Heidentum wenig Chancen haben.

Das Wappen von Dair Álainn steht dafür, der Wahrheit ins Auge zu sehen. "Dem Licht entgegen" bedeuet für uns, nun ohne die Heidenakademie weiter zu machen.
Die Heidenakademie geht, aber Dair Álainn bleibt für Euch da!

Zeit für den Abschied von der Heidenakademie

Es ist schade, dass gute Ideen am Umfeld scheitern, doch dies ist eine typisch menschliche Problematik. Wir hatten viel Spaß mit dem Projekt der Heidenakademie. Aber nach fünf Jahren Aufbau, Investitionen und viele Gespräche ist für uns dieses Kapitel nun abgeschlossen. Danke für alle, die uns die Treue gehalten und die mit uns an dieses Ziel geglaubt haben. Die, die mit uns in Kontakt bleiben wollen, dürfen sich gern hier melden. Wir freuen uns immer über Gäste und auch neue Gesichter – und wer wirklich Lust hat, darf sich gern in unserem Forum anmelden.

Die Götter mit Euch,

Das Team der Heidenakademie

Warum?

Trauer, Mädchen sitzt vor Fenster und scheint ihre Puppe "Warum?" zu fragen.

Wenn ein geliebter Mensch von uns geht, bleibt oftmals nur ein einziges Wort: „Warum?“

Ich kenne zwar unsere Sicht auf die Welten und die Rolle der Seele in ihnen sehr gut: Die Seele muss ihren Weg weiter gehen. Sie kann sich nicht entwickeln, wenn sie verharrt. Doch will sie ihrer Aufgabe nachkommen, muss sie sich weiter entwickeln. Deswegen müssen wir gehen, wenn unsere Aufgabe abgeschlossen, unsere Zeit gekommen ist.

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