Weniger Plastik – Umweltschutz im Paganismus

Weniger Plastik im Paganismus – Es ist ein Mythos, dass Heiden besonders viel für den Umweltschutz tun. Es gibt sogar einige Gruppen, die Umweltschutz zwar als wichtig bezeichnen, diesen aber sehr bewusst aus ihrem Glauben ausklammern. Sie legen dieser Ansicht zu Grunde, dass die antiken Völker selbst massiven Raubbau an der Natur betrieben. Beispielsweise wurden ganze Wälder kahl geschlagen, um Köhlereien zu befeuern. Oder die Vergiftungen der Natur durch Eisenerz- und Salzabbau.

Andere bekennen sich zum Umweltschutz, sehen aber keine Möglichkeiten, diesen in ihrem Alltag zu integrieren. Entweder haben sie zu wenig Geld oder aber sehen zu wenig Ansätze, was sie tun können.

Dabei ist der Naturschutz so wichtig wie noch nie, denn in vielen Bereichen spitzt sich die Lage zu.

Plastik in uns

Vor einiger Zeit wurde nachgewiesen, dass sogar im Blut von Kleinkindern Plastikpartikel vorhanden sind. Wie genau sie dort hin kamen, war zu diesem Zeitpunkt unklar. Vermutungen, die als sehr wahrscheinlich gelten, wurden aber dennoch geäußert: In vielen Produkten befindet sich sogenanntes Mikroplastik. Das sind feinste Partikel aus Plastik, die die Kläranlagen nicht erfassen und so in die Natur gelangen können. Noch schlimmer ist lösliches Plastik, das die Kosmetikindustrie beispielsweise nutzt, die damit Duschgel und Shampoo eine besonders cremige Konsistenz geben. Diese bleiben im Wasser gebunden, gelangen über die Kläranlage in die Flüsse und so in den Wasserkreislauf.

Plastikflaschen in Reih' und Glied sorgen auf der Deponie und unserem Blut für mehr statt weniger Plastik
… und durch Meer und Boden zu und in uns zurück.

Das ist nicht nur dem Umweltschutz abträglich. Es führt auch dazu, dass das Plastik irgendwann wieder seinen Weg zurück ins Quellwasser findet. Und so kommt es in unser Mineral-, Tafel- und Leitungswasser. Wir trinken es und der Körper nimmt das Wasser gemeinsam mit den Plastikteilchen auf.

Plastik in den Meeren

Einen anderen Kreislauf nehmen die größeren Plastikteile. Folien, Verpackungen und Gefäße werden als Schiffsabfälle direkt im Meer entsorgt. Das ist verantwortungslos, wird aber kaum geahndet. Aber auch wir tragen zu den Plastikmüll-Kontinenten bei: Viel Plastik wird über die Flüsse und den Wind ins Meer eingetragen. Das passiert meistens dann, wenn jemand das Plastik irgendwo in die Natur geworfen hat.

Plastik am Flussrand. Überreste eines blauen Plastiksacks findet den Weg in den Wasserkreislauf.
… und vom Fluss ins Meer …

Dann trägt der Wind es in den nächsten Windfang, gern an Uferböschungen. Kommt es nun zum Hochwasser, spült es das Plastik aus der Böschung in den Fluss.

Dieser Windfang lässt sich gut an Autobahnausfahrten sehen. Dort liegt gern besonders viel Müll. Eigentlich ist das seltsam: Einfädeln, Abbremsen, Einscheren und die Kurve beachten. Und doch sollen sie Zeit haben daran denken, gleichzeitig ihren McDonalds-Verpackungsmüll aus dem Fenster zu werfen?

Nein. Hier wird der Müll während der Fahrt auf der Autobahn schon durchs Fenster entsorgt. Der Fahrtwind der vorbeifahrenden Fahrzeuge nimmt ihn dann mit, bis er letztlich in den Ausfahrten liegen bleibt. Klar, denn dort ist weniger Wind. Da fahren die Autos ja auch langsamer.

Auf der Deponie gibt es nach und nach weniger Plastik, weil der Wind es in Flüsse und Meere weht.
Von hier über Land in den Fluss …

Wie kommt der restliche Plastikmüll in den Umlauf? Sicherlich gibt es auch heute noch genügend Menschen, die ignorant oder uninformiert genug sind, ihren Müll direkt in die Natur zu werfen. Ich gehe aber davon aus, dass wir selbst sehr viel mehr den Umweltschutz beeinträchtigen – und das durch unser Verhalten.

Das Problem mit den Deponien

Lass mich das erklären. Eine Mülldeponie ist kein geschlossenes System. Im Prinzip ist es nicht mehr als ein großer Abfallhaufen in der Natur, der durch Beton vom Boden getrennt ist. Werden wir nun Plastik in den Hausmüll, landet dieses auf diesem Haufen. Nun fliegt Plastik leider sehr gut. Nun braucht man nicht viel Fantasie. Weht der Wind über die Deponie, lässt sich leicht vorstellen, wie er das Plastik auf liest und in die Welt trägt. Schuld an diese. Szenario sind wir, denn wir haben das Plastik in erster Instanz in den falschen Müll geworfen. Auch wenn der Müll verbrannt wird ist fraglich, ob durch das Ab- und Umladen die Umwelt nicht auch kontaminiert wird.

So oder so, durch unsachgemäße Mülltrennung wirken wir einem guten Umweltschutz leider sehr effektiv entgegen.

Wichtiger noch als die richtige Mülltrennung ist die Vermeidung von Plastik. Denn das Plastik, das ich nicht kaufe, kann auch nicht in die Umwelt gelangen.

Tipps, wie Du selbst Müll vermeiden kannst, findest Du in der Blogreihe „Weniger Plastik“ von Yr Wyddfa

Paganes Leben und Umweltschutz passt nicht immer zusammen

Pagane Menschen leben nicht weniger ein Paradoxon wie viele andere Menschen auch. Ein Beispiel für ein solches Paradoxon bei den Menschen ist das Verhalten beim Fleischkonsum. 85% der Menschen sprechen sich für teurere Fleischpreise zum Wohle der Tiere aus. Und dennoch werden die Fleischtruhen beim Discounter weiterhin leer gekauft. Das passt nicht zusammen. Hintergrund ist, dass der Mensch beim Einkauf nicht mit den globalen Auswirkungen seines Handelns sieht – oder sehen will.

Bei den Paganen scheint es ganz ähnliche Mechanismen zu geben. Fragt wir im Heidentum herum. Wir merken schnell, dass alle sehr viel Wert auf die Natur und ihren Schutz legen. Allerdings muss ich euch einen Link zu einer Umfrage schuldig bleiben. Ich habe keine validen Daten gefunden. Schauen wir uns aber die – oftmals unbewussten! – Handlungsweisen vieler Pagane an: Oft scheint der Wille, die Natur zu schützen, da zu enden, wo die eigene Bequemlichkeit anfängt.

Oft denken wir einfach nicht weiter über die Auswirkungen der eigenen Handlung nach. So wird als spiritueller Gruß schon mal eine kleine Kerze auf ein Blatt gesetzt. Die wird dann brennend den Fluss herunter geschickt. Spirituell eine wirklich tolle Idee, wenn die Kerze nur nicht aus Paraffin wäre. Dieses Erdölprodukt ist in seiner Struktur Plastik sehr, sehr ähnlich. Oder da wird die Opfergabe an die Natur im Wald gelassen – auf einer Plastikablage. Dann wieder sieht man, wie Opferkerzen im knochentrockenen Wald angezündet werden. Oder man fährt die zwei Kilometer zum Wald mit dem Auto.

Kerze am Wasser als spirituelle Gabe. Den Rest mitnehmen, um weniger Plastik in die Natur zu bringen.
Den Rest lieber wieder mitnehmen!

Achtsamkeit

Damit ihr nun kein falsches Bild von uns Paganen bekommt: Die wenigsten machen das mit böser Absicht. Meistens steckt einfach nur mangelnde Achtsamkeit hinter diesen Verhaltensweisen. Aber um so wichtiger ist es, dass wir genau diese Achtsamkeit schulen. Eine unserer Prämissen lautet: Verlasse deinen Ritualplatz immer sauberer als du ihn vorgefunden hast. Ich selbst habe, wenn ich es planen kann und in der Natur bin, immer einen kleinen Beutel dabei,. In den kann ich meinen und den Müll anderer stecken, um ihn dann richtig zu entsorgen. Das kostet mich wenige Cent, schenkt aber mit etwas Glück dem einen oder anderen Tier das Leben. Es muss nicht an einer Plastiktüte erstickt oder aber, wie viele Wasservögel auf der Welt, mit plastik-vollem Magen qualvoll verhungern.

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